Welt-Aids-Tag 2017: Jedes Jahr immer nur dieselbe Meldung?

Gleich vorneweg: nein! Es gibt gute Ansätze bei der Bekämpfung dieser die Menschen weltweit bedrohenden Krankheit. Dies ist in meinen Augen leider immer noch zu wenig angesichts der gewaltigen Herausforderungen, vor die uns HIV/AIDS stellt. Ein Eckpunkt bei der Bekämpfung des HI-Virus ist das 90-90-90-Ziel von UNAIDS, das besagt, dass 90 % der HIV-Infizierten bis zum Jahr 2020 ihren Status kennen sollen, 90 % der Diagnostizierten antiretroviral behandelt werden sollen und 90 % der Behandelten wiederum eine Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze haben sollen. Ist dieses Ziel erreicht, kann die Ausbreitung des HI-Virus gestoppt werden. Doch davon sind wir leider noch ein großes Stück entfernt, auch hier in Deutschland. Aus diesem Grund trifft das Motto des diesjährigen Welt-Aids-Tag „Kein AIDS für Alle Es ist noch viel zu tun!“ auch auf Deutschland zu.

AIDS in Deutschland
Zu viele Menschen mit HIV hierzulande wissen nichts von ihrer Infektion (ca. 14 %). Zu viele der Neudiagnostizierten leiden bereits an einem fortgeschrittenen Immundefekt oder sind sogar an AIDS erkrankt (30-35 %). Das heißt, dass Deutschland zwei der drei 90-90-90-Etappenziele verfehlt, die UNAIDS bis 2020 in der ganzen Welt erreichen will. Knapp über der Zielmarke sind wir nur beim Zugang zu Behandlung. Bei 93 % der Patient*innen ist diese so wirksam, dass bei ihnen HIV nicht mehr nachweisbar ist und sie es nicht mehr übertragen können. Im Klartext: Unsere Maßnahmen gegen HIV und AIDS müssen besser werden, und zwar ganz konkret auf vier Handlungsfeldern:

1. Infektion früher erkennen!
Die Mehrheit der HIV-Infektionen von Frauen wird beim routinemäßigen Schwangerschaftsscreening entdeckt. Mehr Aufklärung und mehr Testangebote für alle, zum Beispiel durch die AIDS-Hilfen, ermöglichen auch frühen Zugang zu Behandlung.

2. Alle behandeln!
Die Behandlung aller – auch von Menschen ohne Papiere oder ohne Krankenversicherung ist, wie das Robert-Koch-Institut zu Recht feststellt, überfällig. Kontinuierliche medizinische Behandlung ist Prävention.

3. HIV-Infektion besser verhindern!
Notwendig sind zielgruppen- und altersspezifische Aufklärung und Prävention. Möglichkeiten der medikamentösen Prophylaxe vor HIV (PrEP) wollen wir GRÜNEN schnell prüfen. Menschen in Haft sind im besonderen Maße dem Risiko einer HIV-Infektion ausgesetzt; hier müssen endlich die ideologischen Scheuklappen in Ländern wie Bayern abgelegt werden.

4. Mit HIV kann man heute gut leben und alt werden!
Um positiv zusammen zu leben, auch im Alter, heißt, weiter gemeinsam gegen Diskriminierung und soziale Ausgrenzung vorzugehen und bestehende Vorurteile abzubauen. Eine Welt ohne AIDS ist mit politischem Willen, schlüssigen Strategien und verlässlicher Finanzierung machbar.

Ein Wort zum Schluss: Während meiner beruflichen Auslandsaufenthalte konnte ich die verheerenden Auswirkungen von HIV/AIDS auf gesamte Gesellschaften und Länder mit eigenen Augen sehen. Hier in Deutschland destabilisiert HIV/AIDS nicht das Grundgefüge unseres Landes, es versterben nicht ganze Generationen von Menschen. Ich sehe aber unserer aller Verantwortung für die Menschen weltweit, die wegen Krieg, Klimakatastrophen oder aus purer Not und Krankheit aus ihren Ländern flüchten müssen. Jeder und jede von uns kann hier ein Stück dieser Verantwortung übernehmen. Gerne bin ich bereit, mit Ihnen/euch in großem oder kleinem Kreis darüber zu diskutieren, warum die Bekämpfung von HIV/AIDS so wichtig ist. Sprechen Sie/sprecht mich an!