Behauptungen zur Impfskepsis bei Pflegepersonal sind kontraproduktiv

Zur Diskussion um eine Impfpflicht für Pflegekräfte erklärt Kordula Schulz-Asche:

„Pflegekräfte sind seit über einem Jahr eine starke Stütze in der Pandemiebekämpfung. Gerade in den ersten Monaten der Pandemie haben viele Pflegefachkräfte ohne angemessene Schutzausrüstung gearbeitet und somit die eigene, aber auch die Gesundheit der Bewohner aufs Spiel setzen müssen. Viele Menschen fassen sich deshalb jetzt an den Kopf, wenn der bayerische Ministerpräsident nun Pflegefachkräften vorwirft, sie würden Gesundheit und Leben anderer Menschen gefährden, weil sie angeblich nicht impfwillig wären.

Alle Überlegungen zu einer Impfpflicht bauen also auf einem grundlegenden Irrtum auf. In einer Berufsgruppe mit etwa 1,8 Millionen Menschen gibt es sicherlich verschiedene Meinungen, aber eine grundsätzliche Impfskepsis beim Pflegepersonal ist in keiner Weise belegt.

Statt mit der Debatte um eine Impfpflicht vom Thema abzulenken, muss endlich eine umfassende Aufklärung über die Wirksamkeit der Impfstoffe im Vordergrund stehen. Damit steigt das Vertrauen in die Impfung und auch die Impfbereitschaft.

Wir machen deshalb seit einigen Monaten Vorschläge für eine verbesserte Krisenkommunikation. Wir sollten keine Vorwürfe an Leistungsträger unserer Gesellschaft richten, sondern vielmehr um das Vertrauen der Menschen werben – gerade beim sensiblen Thema der Impfung. Unbelegte Behauptungen, dass Pflegefachkräfte sich nicht impfen lassen wollen würden, halten wir für ausgesprochen kontraproduktiv. Viele Pflegefachkräfte berichten, dass sie sich gerne und lieber heute als morgen impfen lassen würden. Arbeitgeber und Landesregierungen wie die in Bayern sind jetzt aufgefordert, diese Möglichkeit zu schaffen, zum Schutz des Personals und der Bewohner.“