Suizidprävention

Zum Antrag – Drucksache 18/5104

Mehr Unterstützung für neuen Lebensmut

2013 haben sich in Deutschland rund 10.000 Menschen das Leben genommen. Durch Suizid sterben mehr Menschen als durch Verkehrsunfälle, illegale Drogen, HIV/AIDS und Gewalttaten zusammen. 2013 waren es in Deutschland rund 10.000 und jährlich unternehmen mehr als 100.000 Menschen einen Suizidversuch. Wir Grüne wollen diesen Menschen in Notlagen helfen. Die grüne Bundestagsfraktion setzt sich deshalb für mehr Unterstützung von Menschen in Krisensituationen ein und fordert die Bundesregierung in einem Antrag auf, Empfehlungen, unter anderem aus dem nationalen Suizidpräventionsprogramm, endlich umzusetzen.

Gefahr früher erkennen

Suizidgedanken werden häufig nicht rechtzeitig erkannt. Betroffene haben Angst vor Stigmatisierung, dem Verlust sozialer Kontakte und Zwangsbehandlungen. Angehörige haben Angst, dass ihre Fragen zum Suizid ermuntern könnten. Wir Grüne wollen, dass jedeR weiß, was man tun und wohin man sich wenden kann. Deshalb fordern wir die Bundesregierung auf, gemeinsam mit Bundesländern und Kommunen eine Aufklärungskampagne zu starten, damit Bürgerinnen und Bürger ein Bewusstsein für das Thema entwickeln, Hilfsangebote kennenlernen und Vorurteile abbauen.

Menschen vor einem Suizid suchen viel häufiger als üblich Ärztinnen und Ärzte auf, der Wunsch zu sterben wird dort aber meist nicht erkannt. Also müssen auch alle Gesundheits- und Sozialberufe besser darin geschult werden, Selbstmordgedanken frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls zu behandeln.

Prävention verbessern

Aufgabe der Politik ist es für bessere Lebensbedingungen zu sorgen und dort wo Menschen leben, lernen und arbeiten krisenbefördernde Bedingungen abzubauen – etwa indem der Vereinsamung älterer Menschen entgegengewirkt oder die Palliativversorgung gestärkt wird.

Um spontanen Suiziden in akuten psychischen Krisen entgegenzuwirken, fordern wir, den Zugang zu Suizidmitteln und -orten zu reduzieren, indem etwa der Zugang zu schussfähigen Waffen beschränkt oder die Packungsgrößen von bestimmten Arzneimitteln reduziert werden. Orte, an denen besonders oft ein Suizid unternommen wird (zum Beispiel ungesicherte Brücken, Hochhäuser) sollen identifiziert werden, um Maßnahmen zur Prävention von Suiziden ergreifen zu können.

Perspektive und neuen Lebensmut geben

Beratung und Unterstützung in Krisen können Perspektiven schaffen und den Lebensmut stärken. Darum sollen ambulante Krisendienste ausgebaut und auf die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger zugeschnitten werden. Psychotherapeutische Angebote müssen überdies flexibler werden.

Angehörige unterstützen

Auch Angehörige von suizidgefährdeten Menschen benötigen Hilfe, um die Trauer, den Verlust oder Schuldgefühle zu verarbeiten. Die Unterstützung finden sie vor allem bei Vereinen und Organisationen, die insbesondere von freiwillig Tätigen getragen werden. Damit Krisendienste und Selbsthilfegruppen ihrer verantwortungsvollen Arbeit nachkommen können, müssen sie dauerhaft und stärker finanziell unterstützt werden.

Forschung finanzieren

Schließlich ist die Erforschung von Suizidalität eine wichtige Aufgabe, in die intensiviert werden muss: Gesundheitliche, ökonomische, kulturelle, soziale und moralische Einflüsse stehen hierbei in komplexer Wechselwirkung. Die Datenlage muss verbessert werden, um aus den Ergebnissen sinnvolle Maßnahmen zu planen, zu evaluieren und mit diesen Ergebnissen für eine Qualitätssicherung zu sorgen.