Impfstoffe müssen global gerecht verteilt werden 4. Februar 202121. März 2021 Zum Start von Corona-Impfungen in sogenannten Entwicklungs- und Schwellenländern erklären Ottmar von Holtz, Berichterstatter für Globale Gesundheit, und Kordula Schulz-Asche, Berichterstatterin für Infektionsschutz: Die Impfstoffe gegen COVID 19 müssen weltweit gerecht verteilt werden. Wir müssen die Pandemie global bekämpfen, auch um zu verhindern, dass durch neue Mutationen weitere Pandemien entstehen. Es ist ein gefährlicher Egoismus, wenn sich 14 Prozent der Weltbevölkerung über die Hälfte des Impfstoffs gesichert haben. Umso wichtiger wird die Frage nach der gemeinsamen Anstrengung für eine Produktion und Verteilung von Impfstoffen. Wir müssen die Länder des Globalen Südens noch viel mehr in diese Prozesse einbeziehen. Hierzu gehört auch mehr Transparenz bei den Verträgen, die mit den Impfherstellern geschlossen wurden und bei den Produktionsverfahren der Impfstoffe. Es ist viel öffentlic hes Geld in diese Entwicklung geflossen und es ist im Interesse aller, die Pandemie global erfolgreich zu bekämpfen. Außerdem sollten wir dringend auf die Erfahrungen des Globalen Südens bei der Pandemiebekämpfung zurückgreifen. Während viele Landkreise in Deutschland eine Installation des Kontaktpersonenmanagements SORMAS zur Kontaktnachverfolgung von COVID 19 durch den Öffentlichen Gesundheitsdienst nicht ermöglichen können, zeigt der Einsatz des in Nigeria entwickelten Seuchenüberwachungssystems, dass die Länder des Globalen Südens mit ihren Erfahrungen bei der Pandemiebekämpfung einen wertvollen Beitrag zur globalen Bekämpfung von COVID 19 leisten. Die hochindustrialisierten Länder Europas, Nordamerikas und Asiens dürfen bei ihrer Einschätzung über ihre eigenen Möglichkei ten nicht auf dem hohen Ross verharren, Retter der ganzen Welt zu sein. Gerade in Ländern, die viel Erfahrung bei der Bekämpfung beispielsweise von Ebola oder Polio haben, gibt es Strukturen und Verfahren, die zur Bekämpfung des Coronavirus geeignet sind. Darunter sind auch Verfahren, die, wie wir an SORMAS sehen, auch in Deutschland eingesetzt werden könnten.