Ungesehen, unbezahlt und unverzichtbar – Sorgearbeit in Deutschland endlich sichtbar machen! 29. Februar 20244. September 2024 Zum Equal Care Day am 29. Februar 2024 erklärt Kordula Schulz-Asche, MdB, Berichterstatterin für Pflege- und Altenpolitik und ordentliches Mitglied im Ausschuss für Gesundheit: Ungesehen, unbezahlt und unverzichtbar! Das beschreibt weiterhin den Großteil der Sorgearbeit in Deutschland. Der 29. Februar ist der Equal Care Day und als Schalttag besonders, denn er möchte auf diese in der Öffentlichkeit meist nicht sichtbare Säule unserer Gesellschaft aufmerksam machen. Care ist die meist wenig bis gar nicht entlohnte Arbeit des Kümmerns und der Versorgung im eigenen, häuslichen Umfeld. Von der Kinderbetreuung über Hilfe für Freund*innen bis zur Altenpflege geht es um immer wiederkehrende, alltägliche Aufgaben der Fürsorge. Diese unsichtbare Verantwortung ist eine große Last, denn noch immer werden diese Leistungen von der Gesellschaft als selbstverständlich angesehen. Und noch immer leisten vor allem Frauen diese Arbeit und müssen in der Folge viel zu häufig ihre Lebens- und Berufsplanung hintenanstellen. Das hat Konsequenzen. Frauen, die Care-Arbeit leisten, kämpfen häufiger mit finanziellen Einbußen, sowohl in der Rente als auch im täglichen Leben. Sie schultern mehr mentale Belastungen, die die seelische Gesundheit nachhaltig beeinträchtigen können. Insbesondere bei denen, die zu Hause Pflegebedürftige versorgen, kommen noch tägliche körperliche Belastungen hinzu. Gerade in Zeiten des demografischen Wandels und steigenden Zahlen von Pflegebedürftigen muss dieser Gruppe mehr Aufmerksamkeit zukommen. Aktuell gibt es in Deutschland rund fünf Millionen Pflegebedürftige. Die absolute Mehrheit von ihnen wird zu Hause von Angehörigen oder nahestehenden Personen versorgt. Auch hier übernehmen zu 80 Prozent Frauen die Versorgung. Sie organisieren und bewerkstelligen Tag für Tag die Unterstützung und Pflege, die benötigt wird, damit ihre Nächsten am gewohnten Ort und in der Heimat bleiben können. Die Arbeit der pflegenden Angehörigen kennt kein Wochenende, Dienstschluss oder Urlaubsanspruch. Und obwohl es mehr Zeit in Anspruch nimmt als ein Vollzeitjob, sind Frauen, die zuhause pflegen, meist einem höheren Armutsrisiko ausgesetzt. Mit dem Pflegeunterstützungs- und Entlastungsgesetz (PUEG) konnten wir diesbezüglich bereits einige Verbesserungen auf den Weg bringen. Die im Koalitionsvertrag festgehaltene Reform der Familienpflegezeit hat das Potenzial diesen Weg konsequent weiterzugehen. Auch bei angespannter Haushaltslage müssen wir hier Veränderungen schaffen, die endlich Gewicht von den starken Schultern der pflegenden Angehörigen nehmen.