Ausbruch des Zika-Virus in Brasilien und Beiträge zur Eindämmung

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Wie bewertet die Bundesregierung den aktuellen Ausbruch des Zika-Virus vor allem in Brasilien, und inwieweit schätzt sie die Gefahr der hiesigen Bevölkerung vor allem hinsichtlich der geplanten Olympischen Sommerspiele im August als auch durch die Mobilität von Reisenden ein? 

Antwort der Parlamentarischen Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz vom 3. Februar 2016

Die Bundesregierung verfolgt die Entwicklung der Zika-Virus-Epidemie in Mittel- und Südamerika und insbesondere in Brasilien mit großer Aufmerksamkeit. Insbesondere die Berichte, die einen möglichen Zusammenhang zwischen der Zika-Virus-Infektion in der Schwangerschaft und frühkindlichen Schädigungen zeigen, werden sehr ernst genommen. Die von der Zika-Virus-Epidemie in Brasilien ausgehenden gesundheitlichen Gefahren für die Bevölkerung in Deutschland werden als gering einschätzt. Schwangeren wird jedoch empfohlen, von vermeidbaren Reisen in Epidemiegebiete abzusehen, da das Risiko frühkindlicher Fehlbildungen derzeit nicht ausgeschlossen werden kann. Bei unvermeidbaren Reisen muss auf einen konsequenten ganztägigen Mückenschutz geachtet werden. Da eine Zika-Virus-Infektion in der Regel symptomlos verläuft, besteht für nichtschwangere Reisende, die sich in Epidemiegebieten infizieren, nur ein sehr geringes gesundheitliches Risiko einer schwerwiegenden Erkrankung. Dies gilt auch für Reisen im Zusammenhang mit den Olympischen Sommerspielen. Aufgrund der zunehmenden Sensibilisierung und einer damit einhergehenden verstärkten Diagnostik in Bezug auf das Zika-Virus ist zu erwarten, dass vermehrt Zika-Virus-Infektionen bei Reisenden aus Epidemiegebieten diagnostiziert werden. Damit derartige Erkrankungsfälle in Deutschland besser überwacht werden können, hat das Bundesministerium für Gesundheit eine Meldepflicht für Arboviren wie das Zika-Virus auf den Weg gebracht.



Welche finanziellen und nichtmonetären Beiträge der Seuchenbekämpfung und Seuchenprävention leistet die Bundesregierung konkret, um z. B. zusammen mit der Weltgesundheitsorganisation WHO eine weitere Ausbreitung des Zika-Virus zu verhindern, und was ist bereits in Planung, um nicht die Fehler aus der Ebola-Epidemie zu wiederholen?

Antwort der Parlamentarischen Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz vom 3. Februar 2016

Deutschland unterstützt als drittgrößter Regulärbeitragszahler und als einer der größten freiwilligen Beitragszahler die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Deutschland setzt sich gerade aufgrund der Lehren aus der Ebola-Krise für den Aufbau und die Stärkung der Gesundheitskrisenkapazitäten der WHO ein und hat bereits als einer von wenigen Mitgliedstaaten in den sogenannten Contingency Fund der WHO ca. 1,2 Mio. USD eingezahlt. Weitere Zahlungen werden derzeit geprüft. Im Rahmen der allgemeinen Verbesserung des globalen Gesundheitskrisenmanagements unterstützt Deutschland die zentrale Rolle der WHO. Hierfür sind jedoch weitreichende Strukturreformen innerhalb der WHO erforderlich. Diese unterstützt Deutschland in den Verwaltungsgremien der WHO im Rahmen der sogenannten Emergency-Reform der WHO.

Bei unklaren Krankheitsausbrüchen können deutsche Experten die Lagebeurteilung und -bewältigung vor Ort unterstützen, so wie dies auch im Rahmen der Ebola-Krise erfolgt ist. Als Folge und Lektion der EbolaKrise in Westafrika hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung entschieden, eine „Schnell einsetzbare Expertengruppe bei Gesundheitsgefährdungen“ (SEEG) aufzubauen. Die SEEG ist seit dem 1. Januar 2016 einsatzbereit Ergänzend zu internationalen und nationalen Mechanismen der Krisenreaktion soll die SEEG Partnerländer bei Bedarf dabei unterstützen, frühzeitig Krankheitsausbrüche zu entdecken und Gegenmaßnahmen einzuleiten. Dabei werden vor allem vorhandene Strukturen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit vor Ort genutzt. An der SEEG werden sich in Abhängigkeit von der jeweiligen Lage auch epidemiologische Experten des Robert Koch-Instituts und Laborexperten des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin beteiligen. Die SEEG wird sich in andere bestehende oder im Aufbau befindliche Initiativen eingliedern, wie beispielsweise von der Europäischen Union oder der WHO.

Das Auswärtige Amt hat auf europäischer Ebene das European Medical Corps initiiert, das den bestehenden EU-Katastrophenschutz-Mechanismus auf große Gesundheitskrisen erweitert. Es beinhaltet medizinische, logistische und andere in Gesundheitskrisen notwendige Kapazitäten.

Die deutschen Beiträge konzentrieren sich auf medizinische Versorgung (hochinfektiöser Patienten), logistisch-technische Unterstützung (THW) und Laborkapazitäten (BNI).

Der aktuelle Ausbruch des Zika-Virus macht nach dem derzeitigen Stand einen Einsatz dieser Mechanismen nicht erforderlich, insbesondere auch da es sich bei dem Zika-Virus um einen bekannten Erreger handelt. Soweit die Lageentwicklung dies erfordert, könnten allerdings auch über diese Instrumente Experten in den Bereichen Diagnose und epidemologische Überwachung mobilisiert werden.



Inwieweit beteiligt sich die Bundesregierung an der Forschung und Entwicklung eines Impfstoffes gegen das Zika-Virus, und wird sich die Bundesregierung in Anbetracht der rasanten Ausbreitung des Zika-Virus nun nachdrücklich für einen internationalen Forschungsfonds zur Förderung von Forschung und Entwicklung im Kampf gegen armutsassoziierte Krankheiten einsetzen?

Antwort der Parlamentarischen Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz vom 3. Februar 2016

Im Rahmen des seit 2011 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) wurde der Forschungsschwerpunkt „Neu auftretende Infektionskrankheiten“ entwickelt, der die biomedizinische Erforschung zu neu auftretenden Viren, wie z. B. dem Zika-Virus, beschleunigen soll. Ein Forschungsschwerpunkt ist dabei die Entwicklung von Impfstoffen. Verschiedene Partnereinrichtungen des DZIF arbeiten derzeit intensiv an der Konzipierung von Vorhaben zur Bekämpfung des Zika-Virus. Darüber hinaus werden im BMBF derzeit mögliche Aktionen der Projektförderung im Zusammenhang mit Zika-Viren geprüft. Das Bundesministerium für Gesundheit fördert im Rahmen der Ressortforschung außerdem weitere Untersuchungen zum Zika-Virus am Nationalen Referenzzentrum für Arboviren am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Des Weiteren entwickelt die Bundesregierung derzeit zusammen mit der EU-Kommission und den anderen Mitgliedstaaten in den zuständigen EU-Gremien eine Ausschreibung zum ZIKA-Virus im Rahmen des EU-Forschungsrahmenprogramms Horizont 2020.

Die Bundesregierung hat in den letzten Jahren die Forschungsförderung zu vernachlässigten und armutsassoziierten Krankheiten deutlich intensiviert. Den Rahmen bildet das Förderkonzept. „Vernachlässigte und armutsbegünstigte Krankheiten: Globale Gesundheit im Mittelpunkt der Forschung“ vom Oktober 2015. Die Aktivitäten adressieren die klinische Forschung und hier in besonderem Maße die Impfstoffentwicklung.

Die Bundesregierung hat sich – auch im Rahmen der G7-Beratungen 2015 – für eine bessere internationale Koordinierung der Forschung und Entwicklung im Bereich armutsassoziierter Krankheiten ausgesprochen und beteiligt sich bereits an nachhaltig finanzierten internationalen Förderinitiativen. Die Bundesregierung prüft, ob und inwiefern ein neuer Fond bereits bestehende Instrumente sinnvoll ergänzen kann.