Verhinderung einer rationalen Antibiotika-Verschreibung durch Lieferengpässe beim Antibiotikum Ampicillin

Teilt die Bundesregierung die Auffassung der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie und des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapothekern, dass durch die Lieferengpässe beim Antibiotika „Ampicillin” eine rationale AntibiotikaVerschreibung von Ärztinnen und Ärzten, wie es der Deutsche Antibiotika Resistenzstrategie (DART II) eigentlich vorsieht, verhindert wird und dass es durch das Zurückgreifen der vor allem im stationären Bereich tätigen Ärztinnen und Ärzten auf andere Präparate wie Cephalosprine (sogenanntes Reserverantibiotika) zu einer höheren, für Patientinnen und Patienten gefährlicheren Resistenzbildung kommen kann (vgl. Ärztezeitung vom 1. September 2015, Antibiotika: Lieferengpässe bei Ampicillin)?

Antwort der Parlamentarischen Staatssekretärin Ingrid Fischbach vom 09.09.2015

Ampicillin zählt zur Antibiotikagruppe der Aminopenicilline, welche durch eine Hemmung der Zellwand-Peptidoglykansynthese bakterizid wirken. Ampicillin ist sowohl als Monosubstanz als auch in Kombination mit dem Betalaktamase-Inhibitor Sulbactam zur intravenösen und oralen Therapie zugelassen. In Kombination mit dem Betalaktamase-Inhibitor Sulbactam kommt es zu einer Erweiterung des Wirkspektrums. In erster Linie ist Ampicillin zur intravenösen Therapie indiziert, da die orale Resorption eingeschränkt ist.

Ein dem Ampicillin vergleichbares Wirkspektrum besitzt der Wirkstoff Amoxicillin aus der gleichen Wirkstoffklasse bzw. in Kombination mit einem Betalaktarnase-Inhibitor die Kombination Amoxicillin plus Clavulansäure, wobei Arzneimittel zur intravenösen Anwendung zur Verfügung stehen. Bei fehlender Verfügbarkeit von Ampicillin sollte deshalb die Anwendung von Amoxicillin erwogen werden. Weiterhin kommen nach Auskunft des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) als intravenöse Therapiealternativen abhängig vom krankheitsauslösenden Erreger insbesondere Arzneimittel der Antibiotikaklasse der Cephalosporine (z. B. Ceftriaxon, Cefuroxim) und der Makrolide (z. B. Erythromycin, Clarithomycin) in Frage. Die Anwendung von Therapiealternativen, welche z. B. ein breiteres Wirkspektrum haben, kann im Gegensatz zum Amoxicillin nach Einschätzung des BfArM und des Robert Koch-Instituts zu einer negativen Beeinflussung der Resistenzentwicklung führen. Da eine eingeschränkte Verfügbarkeit des Ampicillin nach Herstellerangaben nur für einen überschaubaren Zeitraum andauern wird, ist das Ziel einer Stärkung der rationalen Antibiotikaverordnung dadurch nicht nachhaltig in Frage gestellt.

Das BfArM bietet auf seiner Webseite eine Übersicht zu aktuellen Lieferengpässen für Humanarzneimittel in Deutschland auf der Basis freiwilliger Informationen der Zulassungsinhaber an. Diese Liste umfasst sowohl Arzneimittel in der Zuständigkeit des BfArM wie auch des Paul-Ehrlich-Institutes (PEI). Nähere Informationen hierzu finden sich auf der Webseite des BfArM unter: http://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Pharrnakovigilanz/Risikoinformationen/Lieferengpaesse/_node.htrnl