Equal Pay Day

Alle Jahre wieder: „(epd) Frauen haben im vergangenen Jahr durchschnittlich 21 Prozent weniger verdient als Männer. Damit ist der Verdienstunterschied gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte.“ Seit Jahren frage ich mich, wie oft ich wohl noch diese Agenturmeldung im Frühjahr jeden Jahres lesen muss.

Wenn ich mir angucke, was die Bundesregierung an Maßnahmen auflegt, um endlich die Lohnlücke zu schließen, sehe ich mich noch auf Jahrzehnte mit der ähnlichen Meldung konfrontiert. Mal sind es 23 %, im folgenden Jahr 22 % und dieses Jahr nun 21 % weniger Verdienst für Frauen. Na, da haben wir Frauen ja noch ein paar Jährchen vor uns.

Häufig höre ich, dass natürlich Maßnahmen gegen das so genannte Gender Pay Gap aufgelegt werden. Aber das Problem lässt sich nun mal nicht eben mit einer Mindestlohnregelung aushebeln, denn die kann das tiefer liegende Grundproblem nicht lösen. Dieses Grundproblem hat gerade das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ausgearbeitet, in dem es nämlich folgende Zahlen veröffentlicht hat: In typischen Frauenberufen liegt der Brutto-Stundenlohn fast 40 Prozent unter dem Lohn in Männerberufen. Der durchschnittliche Stundenlohn im Jahr 2014 betrug in einem Frauenberuf zwölf Euro, in Männerberufen 20 Euro. Als Frauen- oder Männerberuf gelten Berufe, in denen jeweils mehr als 70 Prozent der Beschäftigten des jeweiligen Geschlechts arbeiten.

Warum also wird in unserer Gesellschaft die Arbeit von Frauen so viel weniger Wert geschätzt, als die von Männern? Es kann mir niemand erklären, dass die Arbeit in einem technischen Beruf, der ja als klassische Männerdomäne gilt, mehr Wert sein soll, als die Arbeit von Frauen, die sich in so genannten „Care-Berufen“ für einen eigentlich lächerlichen Lohn abrackern. Es ist schon merkwürdig, dass gerade in den Berufen, in denen es um die Pflege und Betreuung von Menschen geht, also zum Beispiel im Gesundheitswesen, der Pflege oder bei der Kinderbetreuung und -erziehung die geringsten Gehälter gezahlt werden. Dies ist umso erstaunlicher, als das die „Care-Berufe“ angesichts des demographischen Wandels immer wichtiger werden. Die Wertschätzung dieser Berufe muss sich endlich auch bei den Gehältern widerspiegeln, nicht zuletzt als Anreiz für junge Menschen, die Arbeit in dem Bereich aufnehmen zu wollen.

Wir sollten die ewig gestrigen Rollenbilder von Frauen endlich abräumen, die Schwierigkeiten in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf lösen, die Chancengleichheit für Frauen und Männer in allen Berufen umsetzen und die gleiche Anerkennung für die Leistung von Frauen durch mehr Aufstiegsmöglichkeiten und eine bessere Bezahlung realisieren. Das nützt Männern und Frauen gleichermaßen, denn Gerechtigkeit ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält.