Ebola: Ein tödliches Virus auf dem Vormarsch

Die dramatische Ausbreitung des Ebola-Virus ist eine der schwersten Gesundheitskrisen seit langer Zeit. Seit dem Ausbruch in Guinea im März dieses Jahres hat sich das gefährliche Virus über ganz Westafrika in rasanter Geschwindigkeit ausgebreitet. Ausgerechnet Länder, die Schlussplätze im Human Development Index (HDI) einnehmen, sind nun mit der tödlichen Infektionskrankheit gebeutelt – die öffentlichen Gesundheitssysteme in Guinea, Liberia, Sierra Leone und Nigeria funktionieren schon ohne diesen Notstand nicht. Bislang gibt es mehr als 5860 bestätigte Fälle einer Ebola-Infektion. Die WHO fürchtet eine weitere Ausbreitung in Westafrika auf mehr als 20 000 Erkrankte. Bis Mitte September forderte Ebola rund 2800 Menschenleben. Ein zentraler Grund für das dramatische Ausmaß der Epidemie sind fehlende Strukturen im Gesundheitssystem und eine verheerende Mangelsituation in den Krankenhäusern. Es fehlt an allem; nicht einmal Quarantänestationen können vernünftig errichtet werden. Selbst gut geschultes medizinisches Personal, die Ebola-Patienten behandelten, hat sich angesteckt.

Viele Menschen sterben nun auch an anderen eigentlich behandelbaren Krankheiten – denn Krankenstationen bleiben aus Mangel an Kräften oder aus Angst vor Ansteckung unterbesetzt oder geschlossen. Es zeigt sich, dass in der Vergangenheit der Aufbau verlässlich funktionierender Gesundheitssysteme sträflich vernachlässigt worden ist, auch in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Die Grüne Bundestagsfraktion hat sich immer wieder für den Aufbau von sozialen Sicherungssystemen eingesetzt aber die Bundesregierung hat das Thema zulange ignoriert. Gleichzeitig gibt es weder ein rettendes Medikament, noch eine Impfung. Damit sind tausende Infizierte dem Tod geweiht – eine mit ausreichend Mitteln ausgestattete Forschung im Bereich dieser vernachlässigten Krankheiten hätte eine Katastrophe dieses Ausmaßes eventuell verhindern können.

Die WHO beziffert den Bedarf für ein Maßnahmenpaket gegen die Ebola-Epidemie für die kommenden Monate auf rund 370 Millionen Euro sowie 750 internationale und 12 000 nationale Helfern. Deutschland muss hier seiner internationalen Verantwortung gerecht werden und endlich einen deutlichen Beitrag leisten. Fatalerweise überhöhte die Bundesregierung wochenlang die Hilferufe seitens der WHO als auch von den in den betroffenen Ländern arbeitenden Nichtregierungsorganisationen, darunter Ärzte ohne Grenzen und trägt mit ihrer Hinhaltetaktik zum Ausmaß der Katastrophe bei. Es bedurfte erst einen eindringlichen Appell der liberischen Präsidentin und einen grünen Beschleunigungsantrag, damit sich die Bundesregierung ihrer internationalen Verantwortung gegenüber den Ebola-Gebieten stellt. Die Bundesregierung muss endlich zeigen, dass sie nicht nur Maßnahmen ankündigt, sondern sie auch tatsächlich konkret und mit einer festen Zeitschiene umsetzt.

Wir Grünen fordern deshalb ein sofortiges, abgestimmtes und finanziell untersetztes Aktionsprogramm, welches aus dem Dreiklang „weitergehender Katastrophenschutz, umfassende Logistik und medizinisches Fachpersonal“ besteht und schnellst möglich umgesetzt wird.

Die Zeit für Prüfaufträge und Runde Tische ist längst abgelaufen. Längst könnten Listen fertig gestellt sein, was in Deutschland seitens staatlicher und ziviler Organisationen an Material, Transport und Gesundheitspersonal zur Verfügung steht und für die Krisengebiete unverzüglich einsetzbar wäre. Das muss nun schnellstmöglich und in Abstimmung mit der WHO erfolgen. Vor allem geht es uns Grünen auch darum, mit Epidemien oder im Einsatz in Entwicklungsländern erfahrenes Personal, Ärzte, Krankenschwestern, Laboranten aus dem Gesundheitsbereich als Freiwillige zu rekrutieren. Denn zum ausführlichen Anlernen ist keine Zeit! Dazu gehören z.B. auch eine Rückholgarantie im Infektionsfall und die zeitweise Freistellung der Freiwilligen durch ihre derzeitigen Arbeitgeber.

Die Krise nach der Krise

Gleichzeitig drohen die vielen Investitionen in den Aufbau der Wirtschaft in Westafrika unwiederbringlich zerstört zu werden. Der Außenhandel liegt aufgrund der zunehmenden Isolation schon jetzt am Boden, die öffentlichen Haushalte sind überlastet, Umsätze sinken – und die Preise für Grundnahrungsmittel wie Maniok stiegen laut FAO um 150 Prozent in den ersten Augustwochen. Bereits jetzt droht eine massive Hungernot in den betroffenen. Mit der Krise nach der Krise spitzt sich die Situation vor Ort weiter zu und bedroht die Menschen in dramatischer Weise. Jetzt müssen Deutschland und die internationale Gemeinschaft handeln, ein weiter so ist keine Option!