Pressemitteilung: Die 24-Stunden-Pflege ist am Ende 25. Juni 2021 Zu dem Urteil des BAG zur sogenannten 24-Stunden-Pflege erklären Kordula Schulz Asche,Sprecherin für Pflegepolitik, und Beate Müller-Gemmeke, Sprecherin für ArbeitnehmerInnenrechteund aktive Arbeitsmarktpolitik:Das Bundesarbeitsgericht setzt ein starkes Signal für die Rechte der Beschäftigten in der sogenannten24-Stunden-Pflege. Und das ist gut so. Die Bundesregierung hat hier über Jahre weggeschaut und dieProbleme viel zu lange ignoriert. Da ist es schon sehr scheinheilig, wenn der Bundesarbeitsminister sichjetzt jubelnd hinter das BAG-Urteil stellt. Er hatte jahrelang Zeit, den Beschäftigten hier zu mehr Rechtzu verhelfen.Die 24-Stunden-Betreuung von Menschen, wie sie bislang besteht, ist Symptom eines kränkelndenSystems. Hauptursachen dafür sind vielerorts fehlende Unterstützungsstrukturen für pflegebedürftigeMenschen. Und dort, wo sie bestehen, sind sie mitunter unbekannt. Wir wollen daher mit einemfachkundigen Fallmanagement dafür sorgen, dass eine bessere Beratung stattfindet und alle Menschendie Pflege bekommen, die sie brauchen. Da Pflegebedürftigkeit oftmals unerwartet auftritt, sindFamilien nicht selten überfordert, sodass die 24-Stunden-Betreuung bislang wie ein passender Ausweggewirkt haben dürfte. Doch es gibt auch andere Möglichkeiten, beispielsweise die Tages- , Nacht- oderKurzzeitpflege. Wir wollen pflegende Angehörige außerdem mit einer PflegeZeit Plus unmittelbarunterstützen. Mit dieser Lohnersatzleistung wollen wir den Menschen berufliche Freiräumeverschaffen, damit sie sich um pflegebedürftige Menschen in der Familie, im Freundeskreis oder in derNachbarschaft kümmern können.Darüber hinaus braucht es umfassende Strukturreformen in der ambulanten Versorgung und massiveInvestitionen in die pflegerische Infrastruktur vor Ort. Weitere Unterstützungsstrukturen müssengestärkt werden, indem sich die Einrichtungen in der teilstationären Pflege auf eine wirtschaftlichtragfähige Finanzierung verlassen können. Eine gute Pflege darf keine Frage des Wohnorts sein.Wir brauchen einen neuen gesellschaftlichen Konsens darüber, wie die Versorgung von Menschen, dieauf Pflege und Unterstützung angewiesen sind, künftig gestaltet werden soll, ohne ausländischeBeschäftigte auszubeuten.